File:Seehund-Mantel-Verarbeitung 1 - nicht ausgelassen.jpg

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Deutsch: Der Seehundmantel
Ein Kleidungsstück aus Seehund gibt in der Mehrzahl dem sportlichen Charakter einer Trägerin Ausdruck. Deshalb spüren wir im verarbeitenden Handwerk auch mehr und mehr die Begehrtheit dieses Materials, welches der sportlichen Tendenz unserer Kundinnen Rechnung trägt.
Vom modischen Standpunkt her sollte man aber einer Kundin nur dann zum Seehund raten, wenn dieser als zweites Pelzkleidungsstück gedacht ist, denn erstens übersieht man sich an dem gefleckten Material zu leicht und zweitens ist die Strapazierfähigkeit nicht so hoch, d. h. nicht nur hinsichtlich auf das Abtragen sondern auch grelles Sonnenlicht ist dem Fell nicht zuträglich, da es leicht vergilbt. Der Vergilbungsprozess ist ohnehin nicht aufzuhalten, denn Spuren von Tran, die in das Haar dringen, fördern das Vergilben. Man spricht dann — fälschlicherweise — von einem „oxydieren" des Haares, was auf eine Kundin aber nicht so schockierend wirkt wie der Ausdruck „vergilben", welchem immer ein gewisses Alter anhaftet. Behandelt sollen in diesem Artikel nur die „Haarseehunde" werden, im Gegensatz zu den Pelzrobben (Bärenrobben), welche uns das echte Sealfell liefern und in dem Artikel „Der Alaska-Sealmantel" schon besonders behandelt wurde.
Die unter dem Begriff LAKODA-SEAL in den Handel kommenden Felle sind die modisch kurz geschorenen (Wildledercharakter) weiblichen Felle der Bärenrobbe. LAKODA-SEAL kommen in der Mehrzahl in der schönen kupferbraunen Naturfarbe zu uns, werden aber auch auf alle Modetöne gefärbt. Diese Verarbeitung soll kurz und intensiv gestreift werden.
Zu den Haarseehunden zählen die Felle, die unter den Handelsbezeichnungen Whitecoat, Blueback, Grönländer und Neufundländer zu uns kommen. Die geographischen Bezeichnungen jedoch schließen nicht ausschließlich auf die Herkunft des jeweiligen Seehundfelles, sondern sind vereinfachte Handelsbezeichnungen welche einen bestimmten Fellcharakter festlegen.
Whitecoats sind die Felle der ganz jungen Sattel- und Ringelrobbe, welche in einem weißen Naturfarbton, jedoch meist braun- und schwarzgefärbt zu uns kommen.
Whitecoatfelle haben nur Bedeutung zu Besatzzwecken. Ein Kleidungsstück aus Whitecoat, welches man eventuell ausgelassen verarbeitet, wirkt langweilig und speckig. Mit dem Haarschlag nach oben verarbeitet, lockt man ihm auch nicht viel mehr Schönheit heraus. Die Neigung zum krummspitzig werden, ist bei Whitecoat am größten. Einen vertretbaren Effekt kann man bei diesem Artikel erzielen, wenn man ihn quer verarbeitet, in 10 bis 15 cm breite Streifen geschnitten und mit 2 cm breiten Ledergallons dazwischen gesetzt.
Blueback sind die zweijährigen Tiere der Klappmütze, welche von allen Seehunden, neben den Whitecoats, die längsten und dichtesten Haare haben. Charakteristisch ist die schöne blaugraue Rückenzeichnung, die in ein klares Silberweiß der Seiten übergeht. Man benötigt für einen Mantel ca. 6 Felle. Schöner und eleganter freilich wirkt ein Blueback-Rücken-Mantel. Hier trennt man die Seiten an der Stelle ab, wo das stahlblaue Haar in seiner schärfsten Abgrenzung in die silberweiße Seite übergeht. Man benötigt hierzu ca. 9 Felle. Einen Bluebackmantel sollte man immer mit dem Haarschlag nach oben verarbeiten, denn dadurch kommt erst das schöne intensive Blau in seinem ganzen eleganten Farbspiel zur Geltung (Nachträgliche Anmerkung: Siehe dazu auch File:Blueback_fur_coat,_let-out_work_a.jpg).
Favorit unter den Seehunden ist der Isländer. Die feine Zeichnung, das seidige, weiche, kurze Haar und die Geschmeidigkeit machen ihn zu den teuersten und wohl auch beliebtesten der Seehundfelle. Empfehlenswert ist die Verarbeitung mit normalem Haarlauf, denn alle Seehunde neigen dazu, leicht krummspitzig zu werden, und das Verarbeiten mit dem Haar nach oben fördert dieses noch mehr. Es ist dem Fell zuträglicher, alle Seehunde, außer Blueback, mit dem Haar nach unten zu verarbeiten. Es soll beim Beschreiben der Verarbeitung dann auch der kleine Trick erwähnt werden, wie man trotz der normalen Haarrichtung die volle, schöne Zeichnung zur Geltung bringen kann.
Neufundländer sind die zweijährigen Felle der Sattelrobbe, mit einem längeren und etwas festerem Haar und unregelmäßigen, bräunlich-grauen Flecken. Die Verarbeitung erfolgt mit dem Haar nach unten.
Als Grönländer werden die Felle der Ringelrobbe bezeichnet, welche einen dunkleren Rücken haben und nach den Seiten zu heller werden. Eine unregelmäßige, über das ganze Fell verteilte, ringförmige Zeichnung ist das markanteste Merkmal des Grönländer-Seehundes. Auch der Grönländer wird mit dem Haar nach unten verarbeitet.
1. Anbrachen
Ein Merkmal eines qualitativ guten Felles ist, wenn keinerlei schadhaften Stellen vorhanden sind. Jede Naht, selbst wenn sie noch so sorgfältig gestoßen wird, ist auch nach intensiver Bearbeitung mit der Drahtbürste sichtbar. Das soll nun nicht heißen, dass man, wenn ohnehin jede Naht sichtbar ist, ohne jegliche Sorgfalt beim Anbrachen vorzugehen braucht. Jeder Schnitt muss überlegt und möglichst so angelegt werden,dass sein Sichtbarwerden auf ein Mindestmaß reduziert wird. Wird zum Beispiel ein Seehundmantel ausgelassen, so vertut sich ein Anbrachschnitt leichter, wenn man ihn schräg parallel zum auszulassenden Schnittwinkel legt, denn im Bereich der Schnitte geht ein zusätzlicher Anbrachschnitt unter. Also erst überlegen und dann schneiden. Die Anbrachnähte müssen so fein wie möglich genäht werden. Die Spannung wird so eingestellt, dass die Nähte nach dem Ausreiben gerade zusammenstoßen, aber nicht sperren.
2. Vorzwecken
Die angebrachten Seehundfelle werden jetzt gut befeuchtet. Sie müssen reichlich lange fatten. Beim Vorzwecken muss man schon insofern die Form beachten, indem man die Felle so lang wie möglich zieht und eine bei allen Fellen möglichst gleiche Breite zwischen den Flossenlöchern erhält. Beim späteren Zusammenrichten kommt dann die hier erwähnte Sorgfalt zugute, da ja die Felle nach den Seiten zu etwas heller werden und beim Abschlagen der Seiten dann bei allen Fellen eine gleichmäßige Farbgrenze gegeben ist. Es ist sehr wichtig, bei jeglichem Zwecken auch darauf zu achten, dass das Haar nicht verdrückt wird, da sich Druckstellen, welche durch das Pressen beim Zwecken hervorgerufen werden, sehr schwer beseitigen lassen.
3. Sortieren
Will man einen Seehundmantel auslassen und die Ärmel umschneiden, so wird man die Felle vor dem Anbrachen sortieren, um beim Vorzwecken dann die Felle, welche zum Umschneiden gelangen, schon auf eine entsprechende Form zu bringen (auf Breite zwecken!). Seehundfelle werden grundsätzlich im Hängen sortiert. Auch wenn der Mantel nicht mit dem Haar nach oben verarbeitet wird, kontrolliert man die Felle an der stehenden Platte in dieser Haarrichtung, weil man so leichter die genaue Farbe erkennen kann. Man sollte auch nie glatte mit leicht krummspitzigen Fellen zusammenbringen, weil letztere dem Fell einen stumpf-gräulichen Hauch verleihen.
Ärmelfelle müssen sich gut an den Pumpf anfügen lassen. Fellzahlen hier anzugeben, ist schlecht möglich, da die einzelnen Seehundarten sehr unterschiedlich in ihrer Größe sind und vom Händler schon zu entsprechenden Mantel- bzw. Paletotbunden vorbereitet werden. Auch die Haarlänge der aneinanderkommenden Felle verdient beim Sortieren besondere Beachtung.
4. Aufsetzen bzw. Auslassen
Es ist immer wieder die große Frage: Soll man einen Seehundmantel, wenn die Felle nicht genügend Länge haben, aufsetzen, oder soll man sie auslassen? Meist wählt man schon ein Fellbund, wo nicht übermäßig viel Länge fehlt. Entschließt man sich zum Aufsetzen oder sollen vielleicht fehlende Ecken angesetzt werden, so hat sich eine Kastenzacke, wie sie Abb. 1 a zeigt, mit Kästchen ca. 1 cm im Quadrat, am besten bewährt. Längsnähte (Richtung des Haarschlages) werden am vorteilhaftesten gerade ausgeführt. Einen schönen Effekt erzielt man aber auch, wenn man ein Fell auf Länge auslässt. Die sichtbaren, gleichmäßig 0,8 cm bis 1,2 cm breit geführten Schnitte können dem ganzen Stück eine besondere, zusätzliche Ausstrahlung verleihen. Man hat die Möglichkeit, entweder das ganze Fell mit Schnitten zu belegen und dann entsprechend auszulassen sowie die Ärmel umzuschneiden oder aber nur die breite, bauchige Mitte mit wenigen Schnitten auszufüllen und am Kopf sowie am Pumpf eventuell noch zusätzliche Schnitte zur Breitengewinnung anzulegen. Abb. 2 zeigt ein Bluebackrückenfell in dieser Art ausgelassen.
Äußerst wichtig ist aber hierbei, daß bei allen Fellen die gleiche Anzahl von Schnitten in genau gleicher Höhe und Abstand verwendet wird. Dieses ist einfach durchzuführen, indem man das kleinste Fell als Musterfell nimmt und sich nach diesem dann peinlich genau mit den anderen Fellen richtet. Der Schnittwinkel ergibt sich automatisch nach der im auszulassenden Bereich unterzubringenden Schnittzahl.
Müssen zusätzliche Schnitte zur Breitengewinnung angebracht werden, so sollen auch diese bei allen Fellen die gleiche Anzahl und in gleicher Höhe angelegt werden. Erst danach erfolgt die Berechnung der Auslass-Schnitte wie üblich. Man kann hierbei ohne weiteres eine durchschnittliche Rückentfernung von 2 cm bis 2,5 cm annehmen.
5. Zusammenstellen
Beim normal aufgesetzten Seehundmantel ist es nur wichtig, auf eine gute Angleichrauche zu achten. Wichtig aber beim teilausgelassenen Mantel ist, dass die Auslassnähte bei den aneinander kommenden Fellen haargenau zusammenpassen, wie es ein Rücken eines so verarbeiteten Seehundmantels in Abb. 3 zeigt. Der zusammengestellte Mantel muss schon glatt vor dem Zwecken daliegen, denn Falten lassen sich nur schwer wegzwecken. Besatz und Manschetten kann man entweder aus den Seiten der Felle bzw. vom überflüssigen Material der Ärmelfelle leicht arbeiten.
6. Zwecken
Nachdem das ganze Stück gut gefaltet hat, zweckt man es so auf, dasssich möglichst das Haar nicht verdrücken kann. Die Seitennähte werden sauber mit Stecknadeln gerichtet.
7. Nachbehandeln
Nachdem der Mantel gut abgetrocknet ist, kann man abzwecken. Das Haar wird jetzt mit einem Streckholz (mit Metalleinlage) gleichmäßig gegen den Strich bearbeitet. Somit kommt die volle Farbe des Seehundfelles zur Geltung, und man erreicht den gleichen schönen Effekt, als wenn man das ganze Stück mit dem Haar nach oben gearbeitet hätte. Das Haar erfährt jedoch nicht die Strapaze. Es ist wichtig, dass das Leder, welches nach dem Zwecken bei Seehund immer sehr hart wird, entweder durch läutern oder durch reiben wieder weich und geschmeidig gemacht wird.
Ein vorsichtiges Bearbeiten des Haares in beiden Richtungen mit einem mäßig warmen Eisen, um welches man ein Stück Kunstseide bindet, gibt dem fertigen Stück das vollendete Aussehen.
Lakodasealfelle wählt man schon beim Einkauf in der Länge, wie sie für das geforderte Modell benötigt werden. Beim Vorspannen wird vor allem darauf geachtet, dass zwischen den Flossenlöchern die vom Muster geforderte Breite erreicht wird. Lakodaseal verarbeitet man mit dem Strich (Haarschlag) nach unten. Jede überflüssige Naht ist zu vermeiden. Die Nähte werden möglichst mit der Hand genäht. Man wählt einen kleinen Stich und zieht den Faden etwas fester als bei einer Stoßnaht an. Hierzu wird eine ganz dünne Nadel und Nähseide verwendet. Niemals eine Schneidnadel benutzen]
Längsnähte können mit der Pelzmaschine genäht werden. Man erreicht aber einen besonders sportlichen Effekt, wenn man eine Kappnaht anbringt, welche dann in Strohhalmbreite mit entsprechender Seide abgesteppt wird. Beim Abgleichen gibt man 1/2 cm Nahtbreite zu, da es vorteilhaft ist, den Mantel mit einer normalen Schneidernähmaschine zusammenzustellen.
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Source Own work
Author Rudolf Toursel
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