File:Literacy 1-2000.jpg

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Deutsch: Bild Links: Lesende Frau. Pompeji um 50 AD. Teil eines Fresko das im 19. Jh. entdeckt und zur Sicherung von Schülern der Kunstgallerie Neapel kopiert wurde. Das Original ist heute verschwunden. Diese Kopie ist, wie viel andere, noch im Nationalmuseum Neapel vorhanden.

Bild Mitte: Lesender Mönch. Photomontage einer selbst gebauten und bemalten Zinnfigur. Das Bild wurde von mir deutlich retouchiert. Dennoch waren Bücher im Mittelalter eher etwas unansehnlicher als sie hier, wegen der technischen Detailgrenzen, erscheinen. Ihr Einband war meist nur aus derbem Leder. Einen festen Holzdeckel hatten in der Regel nur dicke Codices. Diese waren um 500 AD die Mehrheit, nach 900 aber eine Minderheit.

Bild Rechts: Buchhaltung, flämischer Meister um 1600.


Die jüngeren Kurven und Schätzungspunkte rechts beruhen auf Studien der OECD sowie Arbeiten von Cipolla (Cipolla, Carlo M.: Literacy and Development in the West, London 1969), Graff (Graff, Harvey J.: The Legacies of Literacy: Continuities and contradictions in Western culture and society. 1991), Cressy (Cressy, David: "Levels of Illiteracy in England, 1530-1730." Historical Journal 20 (1977):1-23, p. 13: Chart: Illiteracy of Social Groups, Diocese of Norwich, 1530-1730) und Moran (Moran, J. A. H.: The Growth of English Schooling 1340-1548, 1985).

Aufgrund der Quellenlage ist die Alphabetisierung hier bereits mit Kenntnis der Buchstaben erfüllt. Dies ist geringer als die Anforderung der OECD, aber hinreichend für die Weitergabe an die jeweils nächste Generation. Die vertikalen Pfeile zeigen den geschätzten Fehler. Relevant sind nur erwachsene Personen im Heiratsalter. Die Zackenkurve von Norwich in England basiert auf den Untershriften von Ehemännern im Heiratsregister. Ähnlich fluktuierend wie diese Zackenkurve sind wahrscheinlich auch alle anderen Kurven wenn man genaue Daten hätte. Allerdings würde gemittelt über ein Land oder eine Region die Fluktuation geringer sein als im Register von Norwich.

Auf einen Wert von 1,0 bis 1,4 % in England um 1300 kommt man, wenn man die ersten statistisch nachweisbaren Werte von 1530 (Cressy, 1977) mit der Anzahl der Schulen von 1340-1548 (Moran, 1985) zurückrechnet und mit der Bevölkerungsverteilung korrigiert. So erhält man auch die Werte bis 10% in 1550. Für Westeuropa kann man so den Mittelwert um 1% für die Mitte des 14. Jahrhunderts abschätzen. Der plötzliche Anstieg um 1350 war zu erwarten. Es ist eine Folge der wirtschaftlichen Veränderungen nach der Pest. Diese Phase geringer Nahrungsmittelkosten und hoher Lohnkosten ging in Europa bis Mitte des 16. Jahrhunderts.

Der berechnete Anfangswert von 1.2% Anfang des 14. Jh. deckt sich mit dem Wert von 1.6% im Dorf Montaillou aus den Erhebungen der Inquisition. Dies war eine der letzten Ketzerhochburgen im Süden Frankreichs. Die Tätigkeit der heiligen Inqusition in dieser Region, und später in anderen, dürfte sicher zu einem Absinken der Alphabetisierung geführt haben. Der katholische Einfluss ist sicher auch für die auffallende Rückständigkeit der violett und blau gezeigten Länder verantwortlich. Der Unterschied zu den protestantischen Ländern ist überdeutlich und wird auch in anderen Studien (siehe C. Pfister, Bevölkerungsgeschichte, 1994) bestätigt. Es ist dies ein bisher zu wenig beachteter Faktor in der europäischen Geschichte.

Für das Mittelalter von 800 bis 1350 ist ein deutliches Anwachsen der Schriftlichkeit belegbar. Die Inhalte der erhaltenen Texte zeigen eine Zunahme von nicht theologischen Texten und von Schreibern die nicht der Kirche angehörten. Dies bedeutet eine beginnende Ausbreitung der Alphabetisierung von Klöstern und Kirchen auf Adel, Städte und Kaufleute. Da deren Anzahl sehr viel grösser war als die des Klerus ist ein Anwachsen der Alphabetierung im um einen Fasktor 10 realistisch. Damit wären wir für das 9. Jh. bei einem Alphabetisierungsgrad von 0.1% im christlichen Teil Europas,

Für die Zeit um 600. als nicht einmal alle Bischöfe lesen und schreiben konnten, war der Alphabetisierungsgrad im christlichen Europa sicher auf einem Tiefpunkt. Die karolingische Renaissance um 800 brachte eine anhaltende, mehr als verzehnfachung der Buchproduktion, sowie deutliche Bemühungen zum Aufbau eines kirchlichen Schulsystems. Wenn dies Mitte des 9. Jh. auch nur teilweise gewirkt hat, so kann man den Anstieg wieder auf einen Faktor 10 setzen. Damit hätten wir um 600 einen Alphabetisierungsgrad von der Grössenordnung 0.01%. Nur etwa einer von 10'000 erwachsenen Einwohnern im christlich kontrollierten Teil Europas konnte damals lesen und schreiben.

Der nächste Zeitraum mit statistischem Material ist das römische Reich. Plinius indirekte Referenz zur Alphabetierung von Bauern sowie andere zu Frauen und Sklaven sind allgemein bekannt. Traditionell wird der Alphabetisierungsgrad im Reich als sehr hoch eingeschätzt. Dies geht noch auf die Zeit vor den ägyptischen Papyrusfunden um 1900 zurück, die dies dann nochmal deutlich bekräftigten.

Hauptgrund sind die hinterlassenen Inschriften. In Graffitis, Grabsteinen oder Gedenktafeln, Monumenten. Sie bestehen meist nur aus Text. Eine solche Textbezogene Kultur gibt es in Europa erst wieder in der jüngeren Moderne. Sparrow (Sparrow, J.: Visible words: a study of inscriptions in and as books and works of arts, Cambridge 1969) sieht ähnliches erst wieder im 17. Jahrhundert aufkommen. Da lag die Rate in den nicht katholischen Ländern bei 20 bis 30%. Andere Teile Europas erreichten dies sogar erst wieder im 20. Jahrhundert.

Allein diese Funde von Inschriften verweisen im Vergleich mit der Moderne auf eine Rate deutlich über 20%. Nun zeigen die modernen Kurven für einige Regionen einen sehr schnellen Anstieg vom 20% zum 90% Bereich. Dies zeigt, sobald eine solide Basis von Alphabetisierten vorhanden ist, kann eine volle Alphabetisierung mit eher geringem Aufwand vollzogen werden. Das ist wenig verwunderlich, kann doch selbst ein gering gebildeter Lehrer problemlos 100 oder mehr Kindern pro Jahr das Lesen beibringen.

Diese Grundfertigkeit zur Teilnahme am Wirtschafts- und Gesellschaftsleben dürfte daher auch im römischen Reich verbreitet gewesen sein. Ganz besonders auch für Sklaven, da sie nur so viele der Aufgaben erfüllen konnten. Wenn trotzdem keine 100% Rate im Reich erreicht wurde, so dürfte das besonders an Zuwanderern von ausseerhalb gelegen haben. Die Verschriftlichung eroberter Gebiete ging hingegen relativ schnell. Die Briefe von Vindolanda nach Gallien zeigen ein hohe Alphabetisierung Galliens schon 100 Jahre nach Caesars Eroberung. Auf das gleiche verweisen Inschriften aus Germanien und Ostraka aus Ägypten.

Die Kurven für Italien und das römische Reich beruhen auf einer noch unveröffentlichten Arbeit. Sie sind als Szenario zu verstehen, das diese Kriterien berücksichtigt. In manchen Regionen des Reichs könnte man, wie heute mancherorts, Frauen oder Arme aus religiösen und gesellschaftlichen Gründen gezielt als Analphabeten gehalten haben. Dieser Trend einer gezielten Vernachlässigung der Breitenbildung durch kommunale Eliten, hat nach etwa 200 AD, vor allem im Osten des Reichs, deutlich zugenommen.

Er führte zur Verbreitung des Christentums und damit zum völligen Kollaps der antiken Kultur im späten 4. Jahrhundert. Die christliche Idee von Athanasius, Analphabetismus fördere das Verständnis der heiligen Schrift, war wahrscheinlich nur Begründung einer in diesen Kreisen schon länger gepflegten Praxis. Die Kontrolle des Schulbetriebs durch die Kirche ab etwa 370 dürfte den Abwärtstrend gefestigt haben. Wahrscheinlich wurde der 1% Grad Mitte des 5. Jahrhunderts erreicht.

Mitte des 6. Jh. hat dann einer der letzten antiken Gelehrten, Cassiodor, in Italien versucht einen Rest an Bildung zu retten. Er scheiterte am zu geringen Alphabetisierungsgrad seiner Mönche. Mönche waren damals die letzte bekannte christliche gesellschaftlche Gruppe im Westen die noch lesen konnte. Daher wird zu dieser Zeit ein Grad von 0.1% vermutet. Erst damit schließt sich wieder die Kette zum 0.01% Wert Anfang des 7. Jahrhunderts.
Source Own work
Author CHistor

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