User:AtelierMonpli

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IRCThis user chats on Freenode:
#wikimedia-commons

as DeannaT2

Hello, here i am. :-)
My english is under every pig. And i am a great fan from direct english. :-)
(Translation: my english is bad)
I can english better read than write or talk.
You can find me in #wikipedia-de and #astronomietreff (with sometimes (astronomical) quiz and 2! questions about sex) on freenode as DeannaT2
My pictures are here:

Special:ListFiles/AtelierMonpli

LLAP \V/




*prost*
have a good day


Schubladendenken[edit]

Anna konnte nicht schlafen. Das war schlecht.
Sie machte das Beste daraus und zockte nächtelang im Internet. Das war gut.
Ihr Mann hatte sie verlassen. Das war schlecht.
Festzustellen, das die grösste Liebe ihres Lebens nun gleichzeitig das grösste Arschloch ihres Lebens war, war mehr als schlecht. Es war beschissen.
Das Leben ging weiter und scherte sich einen Dreck darum, wie es um ihre Gefühlslage bestellt war. Das war immerhin mittlerweile ok. Sie heulte nicht mehr jeden Tag.

Anna spielte tolle Spiele. Nachdem sie in Tetris die eigenen Rekorde nie mehr brechen konnte, stieg sie um auf Solitair, dann tötete sie eine zeitlang Monster, dann entdeckte sie dieses Spiel, bei dem man Felder mit bestimmten Symbolen in bestimmten Farben freiklicken musste. Waren alle Felder einmal belegt, schaffte man den nächsten Level. Anna schaffte es bis zum 7. Level und schwor sich, wenn sie den einmal schaffte, nie mehr dieses idiotische Spiel zu spielen. Natürlich kam es anders. Sie musste ab und zu probieren, ob sie es wieder bis zum 7. Level schaffte. Aber immerhin, einmal hatte sie ihn geschafft. Nebenher chattete sie.

Nach fast zwei Jahren konnte Anna nicht mehr sagen, ob es nun Schlaflosigkeit oder eine neue Verhaltensweise war. Auf jeden Fall konnte sie es sich leisten, erst so gegen zwei, drei Uhr die Maus aus der Hand fallen zu lassen und mit letzter Kraft den Laptop auszuschalten. Manchmal stellte sie ihn auch einfach nur zur Seite.

In dieser Zeit lernte sie Wikipedia von einer neuen, bisher unbekannten Seite kennen. Nicht nur als normaler User, der auf der Suche nach einer Information auf Wikipedia-Seiten stieß, sondern sie schrieb einen ersten Artikel. Sie hatte Glück. Er wurde nicht sofort gelöscht.

Sie vegnügte sich nächtelang mit dem Zoff und den Sorgen der anderen und musste vor sich hin grinsen, wenn sie die unglaublich schrecklichen Strafen für unglaubliche Vergehen lesen musste, die sich auf Diskussionsseiten und Vandalismusmeldungsseiten offenbarten. 6 Stunden Sperre! Wie hart musste das denn sein für einen wahren Wiki-Junkie.

Es gab im Wikipedia-Universum für alles Aufpasser und Leute, die es besser wussten.
Einerseits gut, Artikel wurden besser dadurch, andererseits schlecht, Artikel wurden wenige Minuten nach Veröffentlichung gelöscht. Dann musste wieder diskutiert werden. Das wurde bald langweilig.

Die einen schrieben Artikel, die anderen löschten sie, die einen vandalisierten Artikel, die anderen stellten die ursprüngliche Version wieder her. Es gab offensichtlich unglaublich viele Menschen, die nichts Besseres zu tun hatten, als Edit-war zu spielen und dann öffentlich zu heulen. Manchmal spielte Anna wieder ihre alten Spiele. Sie hatte auch nichts Besseres zu tun. Sie hatte es mit Bügeln und TV versucht, aber Nachts um 12 kam ihr diese Tätigkeit absurd vor. Dann lieber Monster töten.

Gehe von guten Absichten aus. So lautete eine der Wikipedia-Grundregeln. Anna versuchte, diesen Aspekt in der Beziehung , oder besser gesagt, nicht mehr vorhandene Beziehung zu ihrem Mann zu berücksichtigen. Es gelang ihr nicht.

Bald wurden ihr die Wikipedia-Soaps zu langweilig. Es war im Prinzip immer das Selbe. Jemand machte etwas, was einem anderen nicht passte. Sie begann wieder in diesem unsägliche Forum zu lesen, in dem sich hauptsächlich betrogene Ehefrauen mit Geliebten austauschten. Geliebte von Ehemännern, die ihre Frauen betrogen.
Aber Anna stellte fest, daß die ursprüngliche Faszination und die Erkenntnis, dass es viele viele Frauen gab, denen es so wie ihr ergangen war, bald einem gelangweilten "das lernen die blöden Weiber nie" wich.

Anna wollte sich nicht in die Reihe der armen Betrogenen stellen. Sie ging zum Frisör, ließ sich eine Punkfrisur schneiden und probierte ihr zukünftiges Leben mit einem kleinen "Scheiss drauf" aus.
Das hatte im Alter von 16, 17 Jahren schon ganz prima funktioniert. Warum sollte es jetzt nicht auch wieder klappen. Back to the roots. Ihre Verwandtschaft war entsetzt.

Das Wikipedia-Universum war gross. Unermesslich. Anna fand die Seite, auf der man direkt beobachten konnte, welche Bilder hochgeladen wurden. Das war ein unterhaltsamer "Bildschirmschoner".
Manche Bilder wurden gelöscht, ohne den unteren Bildschirmrand zu erreichen. Anna entdeckte die Löschdiskussionen und die Löschanfragen. Und die Kategorien.
Jedem Bild, das auf Wikimedia-Commons hochgeladen wurde, wurden mehrere Kategorien, mindestens jedoch eine Kategorie in die es hineinpasste, zugeteilt. Ein Arbeit, die der Uploader machen sollte. Viele taten es nicht.

Diese Bilder landeten in der Kategorie: "Medien-die-Kategorien-benötigen" und wurden von niemandem gefunden, weil sie sich noch nicht im Suchsystem befanden.
Diese Kategorie war nach Tagen unterteilt. Es gab Tage mit weit über 1000 Dateien, Tage mit nur um die 20 Dateien, Tage mit über 100 Dateien. Der Zeitraum reichte von 2007 bis in die aktuelle Gegenwart.

Anna entdeckte die Kategorie "Unidentifizierte Orte" und fand ein Bild, das sie erkannte. Es zeigte eine Autobahnbrücke und einen Kanal. Anna wusste genau, daß sie da schon mit dem Kanu herumgegondelt war. Wie zuordnen? Anna machte erste Versuche. Dann half ihr ein lieber Mensch aus dem Wikipedia-IRC-Channel. Nun war es leicht. Anna fand gefallen an diesen Zuordnungen, verließ die unidentifizierten Orte und wandte sich den Bildern-die-Kategorien benötigen zu.

Nun, da sie wusste, daß man einfach auf das + am Anfang der Kategorienzeile oder auf das + hinter "Medien benötigen Kategorien - jeweiliger Tag" klicken musste, eine leichte Übung, weil sie am Anfang einfach nur die Bilder nahm, die ihr leicht erschienen.
"Gitarristen mit Gitarren" und "Stehende Männer", "Sitzende Männer", "Stehende Leute", "Stehende Frauen", "Sitzende Frauen". Auch "Leute mit Mikrophonen" gab es ohne Ende.

Sie erfand ein neues Spiel. Der Level war sozusagen geschafft, wenn der Tag leergeräumt war.
Ab und zu musste sie Bilder übriglassen. Sie hatte manchmal nicht die geringste Ahnung, was sie darstellten.
Oder sie fand keine Vokabeln in Englisch oder, nachdem sie den Suchbegriff durch Google-Translate oder Leo gefunden
hatte, keine passende Kategorie. Es gab viele Arten der Suche. Sie konnte auch den Suchbegriff auf Deutsch in der
Wiki-Internen Suche eingeben und den Umweg über vielleicht schon kategorisierte Bilder oder Wikipediaartikel nehmen.

Nach 2 Wochen kam ein glücklicher Tag. Anna hatte einen Tag ohne Google-Translate und ohne Kategoriensuche geschafft. Sie hatte sich Dinge gemerkt!

Das Glück hielt nicht lange an. Denn schon am nächsten Tag merkte Anna, daß sie mit den groben großen Kategorien "Tiere" "Pflanzen" "Leute" nicht mehr zufrieden war.
Sie stellte fest, daß es immer feinere Kategorien gab, immer genauere. Sie stellte fest, daß sie in der Stadt im Cafe sitzen konnte und Leute kategorisierte. Männer mit Bärten, Männer mit Brillen, Männer mit Glatzen, Männer mit Baseballkäppchen. Diese Varianten waren in verschiedenen Zusammensetzungen von 3 Kategorien erstaunlich oft vertreten. "Lächelnde Männer" hingegen, die dazu noch dazu in die Kategorie "Männer die Krawatten tragen"passten, gab es weniger. Wie auf Commons.

Sie grinste vergnügt vor sich hin. Sie entwickelte einen Ratz-Fatz Blick für Kategorien.
Und sie begann Bilder zu mögen, bei denen sie 3 mal hinschauen musste. Manche Bilder fand sie gut.

Sie vergaß, das Frauen-heulen-sich-aus-Forum zu besuchen.
Sie vergaß, daß sie nicht schlafen konnte. Nebenher chattete sie und guckte TV.
Sie hatte die Krise vergessen. Das war gut.

Dann kam der Zeitpunkt, an dem sie feststellte, daß sie sich nun auch ab und zu an die "schwierigen" Bilder wagte.
Bilder, die keine Quellenangabe hatten, Bilder, die als eigenes Werk ausgegeben wurden, obwohl sie mit Copyright-Vermerk vielfach oder einzeln im Netz zu finden waren, Bilder die schlicht und einfach geklaut aussahen. Manche waren einfach zu gut für eigene Werke und entsprangen Hochglanz-Katalogen.

Manchmal ging sie nun anders vor. Sie schaute sich an, was der User noch so hochgeladen hatte.
Viele User neigten dazu, geklaute Bilder als eigenes Werk auszugeben und machten das dann mit allen hochgeladenen Bildern so. Auch bei besonders blöden Bildern schaute sie gerne nach, was der User denn noch so hochgeladen hatte.

Es war ein zeitraubendes Unterfangen. Aber ihrem sogenannten "Monk-Gen" verschaffte diese Tätigkeit die volle Befriedigung. Es war eine Gabe und eine Fluch... Anna grinste vor sich hin.


Anna hatte den 7. September in Arbeit. Über 1500 Bilder mussten kategorisiert werden. Sie ging strategisch vor und öffnete 10 Bilder mit Portraitaufnahmen von Personen. Diesen würde sie per copy & paste " die selbe Kategorie "Portraitaufnahme von Männern" zuweisen. Das ging schneller als tippen. Die Frauen waren alle schon weg. Jemand hatte vor ihr alle Frauen und alle beklopften Grafiken herausgetan. Auch die Logos waren weg. Anna mochte solche Tage. Übriggeblieben waren Band-Fotos, Bilder von Menschen und natürlich die Häuser.

Anna betrachtete das Bild eines Jungen mit Baseballkäppchen. Er zeigte den Stinkefinger und machte ein blödes Gesicht. Sie ordnete es den Kategorien "Männlich mit Baseballkappe" zu und "Stehende Männer" zu. Ob es eine Kategorie "Stinkefinger" gab?
Sie suchte eine Weile und wurde in der Kategorie "Finger" in der Unterkategorie "Mittelfinger-Gesten" fündig.
Sie musste grinsen. Es war offensichtlich manchen Menschen ein wichtiges Anliegen, ihren Mittelfinger samt dazugehörigem Gesicht auf Wikipedia veröffentlicht zu wissen. Sie fügte auch diese Kategorie dem Bild hinzu.

Welcher Teufel sie ritt, auf die Benutzer-Beiträge-Seite zu gehen, um mal wieder neugierig zu sein, was dieser User denn sonst noch so machte, konnte sie später nicht mehr genau sagen. Wahrscheinlich war es das "Monk-Gen." Sie beherrschte es ganz gut. Es machte ihr nicht so zu schaffen wie dem bedauernswerten Detektiv, führte aber manchmal zu Perfektionismusanfällen.

Im Gegensatz zu den Seiten mit den Bildern des Tages ohne Kategorie waren die Bilder auf den Benutzer-Beitragsseiten nicht als Vorschaubild sichtbar, sondern nur als Link.[1] Drei Uploads hatte der Stinkefinger.

Anna klickte den ersten Link an. Der grinsende Junge mit der Baseballkappe und dem Stinkefinger erschien.
Anna klickte ihn wieder weg. Eines Tages würde sie vielleicht auch lernen, auf Dateinamen zu achten.
Sie klickte den zweiten Link an.
Sie starrte auf das Bild.
Sie starrte nocheinmal.
Dann klickte sie es in einem Reflex weg.
Anna bekam einen Schweissausbruch.
Hatte sie gesehen was sie gesehen hatte?
War es das, was sie zu sehen meinte?
Augenblicklich musste sie an das entsetzlichste Bild, das sie bisher in ihrem Leben gesehen hatte, denken.
Es war ein prämiertes Bild auf der World-Press-Ausstellung gewesen. Es hatte sie tagelang verfolgt. Und da war sie vorbereitet gewesen, dass sie möglicherweise unlustige Bilder sehen würde.
Es war ihre erste Leiche, von TV- und Kinofilmen mal abgesehen, die sie lange betrachtet hatte.
Ein toter Mensch. Ein wirklich toter Mensch. Sie hatte mit dieser Präsenz und Eindringlichkeit noch kein Bild eines Toten gesehen. Man sah ihm an, daß er tot war. Es war nicht geschauspielert.
Sie hatte überhaupt noch nie eine echte Leiche gesehen. Nicht so. Und nicht im wahren Leben.

Mit zittrigen Fingern öffnete sie den Link noch einmal.
Die Leiche war tot. Es gab keinen Zweifel daran, dass sie tot war und es gab keinen Zweifel daran, daß sie übel zugerichtet war. Die Todesursache war keine natürliche.
Anna wurde schlecht.
Was wäre, wenn Kinder dieses Bild sahen? Anna behauptete von sich, hart im Nehmen zu sein. Heutige Kids waren das auch. Vermutlich kannte sie "Goatses" lange bevor Anna sie kennengelernt hatte, aber das war nun eindeutig etwas anderes.

Anna klickte das Bild wieder weg. Was tun?
Sie ging in den Chat. Sie fragte, ob ein Admin da sei, damit sie ihm im Query was zeigen könne. Anna wusste, daß sie dieses Bild nicht im Main zeigen mochte. Alle würden draufklicken. Chatter waren so. Anna wusste es.
Ein unbekannter Chatter fragte, was los ist, und Anna gab ihm das Bild im Query.
2 Minuten später war das Bild verschwunden. Auf der Benutzer-Beitragsseite gab es nur noch den roten Link, der auf gelöschte bzw. nicht vorhandene Dateien verwies.

Soweit so gut.
Anna holte sich einen Vodka. Sie konnte nicht schlafen.
Nun, nach diesem Bild, konnte sie es doppelt nicht.
Hätte sie es speichern sollen? Damit zur Polizei gehen sollen?
Die würden vermutlich lachen.
Oder es war das letzte Bild, aufgenommen von einem Zeugen oder dem Mörder? Ein lange gesuchtes, lange verschwundes letzes Zeugnis einer vermissten Person?

Das Bild verfolgte Anna die kommenden drei Tage.
Wie schrecklich musste so ein Tod sein. Wie schrecklich, zu wissen, das man so stirbt. War man dann eigentlich gleich tot oder dauerte es noch eine Weile?
Anna wusste nichts. Gar nichts.

Es ließ Anna keine Ruhe. Manchmal hasste sie ihren Hang zur Empathie. Einer der Wikipediagrundsätze lautete: Sei mutig. Sie brauchte noch einmal 2 Wochen Anlauf zum Mut. Dann fragte sie den fremden Menschen im Chat. Im Query.
Denjenigen, der das Bild gelöscht hatte. Zuerst sagte er, er würde viele Bilder löschen. Als Anna unbeholfen in Englisch zu erklären versuchte, welches Bild sie meinte, wusste jener sofort Bescheid.
"Nein", sagte er, "ich habe es nicht gelöscht, weil es grausam war, ich habe es gelöscht, weil es eine Urheberrechtsverletzung war".

Das beruhigte Anna ein wenig. Wenn das Bild im Netz bekannt war, dann kannte es vermutlich auch die Polizei.
"Wahrscheinlich ist es eh aus einem Film" sagte ihre Freundin. Auf die Idee war Anna noch gar nicht gekommen.
Aber Filmfotos hatten eine bessere Qualität. Sie sahen nicht aus wie Handy-Fotos.

Sie schaute, ob es die Kategorie "tote Menschen" gab, traute sich aber nicht, einen genaueren Blick auf die Bilder zu werfen. Wenn da noch mehr von der Sorte drinnen waren, konnte sie darauf verzichten....

3 Wochen später fand Anna beim Kategorisieren dieses schwarzweiss-Bild. Es zeigte die Aufnahme eines lächelnden Jungen mit Sonnenbrille. Sehr sehr cool. Ob es eine geklaute Aufnahme eines Filmschauspielers war?

Anna ließ es durch Google-Image und TinEye suchen. Kein Treffer.
Sie schaute weiter. Ah... es war ein Bild von einer Userseite. Auf der Diskussionsseite. Dann wurde vermutlich schon mal darüber diskutiert.

Sie klickte. Sie las. Geboren 1989 - Gestorben 2007. Ermordet in.... Sie schaute das Bild genau an. Sie versuchte, sich das Gesicht ohne Sonnenbrille vorzustellen. "Es ist die Leiche", sagte ihr Monk-Gen. Eine IP hatte den Eintrag gemacht. Anna rieß sich am Riemen. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun, sagte sie sich.
Nichts. Gar nichts. Sie faßte den festen Entschluß, Bilder nur noch zu kategorisieren. Jedes Bild hatte seine Geschichte. Jedes. Sie musste nicht jeder nachgehen.


Sie würden ihn kriegen. Mit 100 %iger Sicherheit. Er würde enden wie Manuelo. Es war grausam gewesen.
Bleich saß er im Internetcafe.
Er verdammte sein bescheuertes Handy und seinen Impuls, auf den Auslöser zu drücken.
Er hörte das Geräusch des Handys, das es machte, wenn er den Fotoapparat auslöste.
Es hatte die lautlose, unwirkliche Stille nach dem Mord unterbrochen wie das drohende Klappern einer Klapperschlange.
Nichts war zu hören gewesen, gar nichts. Nur dieses beklopfte Geräusch eines Kameraverschlusses. Laut. Viel zu laut.
Dann war er davongerannt.
Sie würden wissen, daß nur er es gewesen sein konnte. Sie hatten ihn mit Manuelo zusammen gesehen, bevor sie Manuelo erwischten.
Er hatte sich eine Nacht lang versteckt. Als er am nächsten Tag in sein spärlich eingerichtetes Zimmer kam, war es verwüstet. Seine einziger wertvoller Besitz war verschwunden. Der Laptop war weg. Jemand hatte Feuer gelegt und die Matratze angezündet, aber es musste von selbst wieder erloschen sein. Es stank verbrannt.

Er raffte zusammen, was er noch an Brauchbarem fand und machte sich auf den Weg nach Medallo.
Er musste das Bild loswerden. Wenn er noch irgend etwas für seinen toten Freund tun konnte, dann musste er dafür sorgen, daß das Bild in die richtigen Hände gelangte. Zur Polizei konnte er nicht. Die würden nur hocherfreut über seine Dämlichkeit grinsen, und sich selber stellen wollte er auf keinen Fall. Er wurde wegen vielen kleinen Vergehen gesucht. Wenn sie das Bild sehen würden, würde er in Erklärungsnöte geraten. Sie würden ihn womöglich selbst für den Mörder halten. Den Anwalt seiner Eltern...seine Eltern... nein. Sie hatten ihn rausgeschmissen. Nein. Er ging die wenigen Möglichkeiten durch. Er vertraute niemandem.
Sein Blick fiel auf das Internetcafe. Die zündende Idee war da. Er würde das Bild öffentlich verstecken.
Es gab keinen sichereren Ort auf der ganzen Welt als etwas, zu dem alle Zugang haben. Er lud es mit einem dämlichen Bild von sich, das Manuelo gemacht hatte, bei Commons hoch. Er hatte einen Account, weil er einmal versucht hatte, einen Artikel über seine Band zu verfassen. Er war jedoch schnell gelöscht worden. Aber immerhin war das Bild der Band noch unter "Gitarristen mit Gitarren" zu finden. Vielleicht würde es später mit dem Artikel klappen, wenn sie erst einmal berühmt waren...
Dann editierte er als IP Manuelos Userpage, verschob alles was wichtig war auf die Diskussionsseite, schrieb das Todesdatum dazu und dass er ermordet wurde. Mehr konnte er nicht tun. Hoffentlich fand jemand die Bilder. Hoffentlich zog jemand die richtigen Schlüsse. Dann setzte er seine Flucht fort.


10.000 Bilder später. Annas Hochzeitstag nahte. Ihn zu vergessen, was in den Jahren mit ihrem Mann schon mal vorgekommen war, schien nun schier unmöglich. Eine neue Phase der Schlaflosigkeit begann. Sie hatte eine Zeit lang die Lust an Commons verloren. Zu viele Dinge die mit Usern und Admins geschahen, gefielen ihr nicht. Nun kehrte sie zurück zu den unkategorisierten Bildern. Tage leermachen, aufräumen. Leute hatten Wikipedia und Commons verlassen. Es war wie in jeder Beziehung. Jemand machte etwas, was einem anderen nicht passte. Ciao. Nichts blieb. Von guten Absichten ausgehen. Das war nicht immer leicht, denn oft war es einfach ums Verrecken keine gute Absicht, und mit bestem Willen war nur Dämlichkeit zu erkennen. Eventuell Dämlichkeit in bester Absicht, aber trotzdem...... Es war immer noch gleich gut wie Monster töten oder Kristalle im Weltall zu sammeln und Schach oder Scrabble ab und zu. Hauptsache nicht schlafen und besser als Bügeln. Das "Frauen-heulen-sich-aus-Forum hatte sie verlassen. Sie würden ewig heulen. Fast 3 Jahre war ihr Mann nun weg. Sie hatte schon lange nicht mehr geheult. Er hatte sich in einer neuen eigenen Wohnung eingerichtet und gesagt, er hätte ja noch nie alleine gewohnt und müsse sich selber finden. Er zeigte keinerlei Tendenzen zur Rückkehr. Anna hatte sich zu einem Entschluss durchgerungen und ihn gefragt, ob sie wieder Freunde sein könnten. Sie konnten. Es war besser für ihre Gefühlslage als ihn zu hassen und in Arschlochkategorien an ihn zu denken. Sie konnten zusammen auf der Bank vor dem Haus Kaffee trinken und so tun als ob nichts gewesen wäre. Anna brauchte nicht mehr einige Tage lang um sich von solchen Treffen zu erholen und ihr mentales Gleichgewicht wieder zu finden. Es war nicht mehr so schmerzhaft wie früher.

Der Sommertag war wunderbar. Anna saß auf dem Rad und strampelte vor sich hin. Sie war nach der Gartenarbeit auf einen Espresso zur Flughafen-Terrasse gefahren. Sie mochte diese Atmosphäre und die Starts und die Landungen der kleinen Maschinen und der Fallschirmspringermaschine. Sie schaute gerne den Männern zu die vom Himmel fielen und hörte tolle Piloten-Angeber-Gespräche von Nebentischen. Der Polizeihubschrauber, der dort sozusagen seinen Parkplatz hatte, war gelandet. Der Wind der Rotoren hatte das Fahrrad, das Anna nur an die Absperrung gelehnt hatte, umgeschmissen und die Tomaten und Zuccinis, die im Fahrradkorb lagen, grosszügig über den Platz verteilt. Sie hatte alles wieder eingesammelt und war auf dem Nachhauseweg. In der Stadt als Anna Passanten überholte, fiel die vordere Lampe ab. Anna machte sie provisorisch wieder fest und fuhr weiter. Dann fiel kurze Zeit später das Schutzblech samt Lampe ab und Anna musste schieben. "Klingt nicht gut", sagte ein Spaziergänger, der sich umdrehte, was denn da so schepperte.

Anna stellte philosophische Betrachtungen über Polizeihubschrauber die Räder zerstörten an und dachte über das Gute des Schlechten nach. Vielleicht war das ja auch etwas, das nun ihr Leben rettete, immerhin bremste das Rad seit geraumer Zeit ziemlich schlecht. Es war heiss zu Fuß mit dem Rad. Sie könnte es einfach irgendwo abstellen und es verlassen. Sie könnte sich morgen ein neues kaufen. Vielleicht war das nach 15 Jahren nicht zu früh. Sie schob das Rad nach Hause, sperrte es nicht mehr ab und ging am nächsten Morgen zu Fuß in die Stadt. Sie schlenderte durch 3 Fahrradläden und Rad-Abteilungen in Sportgeschäften, fest entschlossen, mit einem neuen Rad heim zu radeln. Im dritten Laden sah Anna ihren Mann und die fette Kuh. Die beiden suchten sich zusammen ein Fahrrad aus. Anna machte kehrt und verließ das Geschäft. Sie setzte sich in ein Straßencafe in der Nähe und spürte heftige Herzschmerzen. Sie trank einen Espresso. Dann sah sie das Paar mit dem Rad. Abwechslungsweise fuhren sie eine Proberunde. Anna beobachtete fassungslos, was dieses Bild mit ihr machte. So lange war der Affenzirkus schon her und noch immer bekam sie einen riesigen Klumpen im Magen und zittrige Hände. Der Gedanke, sie könnte jetzt aufsthehen, einfach zu ihnen hingehen und ihnen beiden eine runterhauen förderte nicht ihr Wohlbefinden. Sie stand auf, setzte sich ins Cafe, trank Wasser und traute sich eine Weile lang nicht mehr hinaus. Nein. Das war mehr als sie sehen wollte. Ja, es war schlimmer als sich vorzustellen, die beiden hätten Sex. Diese Beiden kauften ein Fahrrad! Anna heulte auf dem Nachhauseweg vor sich hin. Und dann machte irgend etwas klack in ihrem Schädel. Sie schloss die Augen, richtete sich auf und zog die Schultern zurück. Da war die sonnige Welt wieder. Sie verließ in diesem Moment ihren Mann. Sie spürte in sich hinein. Es war schmerzhaft, aber richtig.

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Manuelos Freund hatte sich bis zum Meer durchgeschlagen. Er hatte auf einem Schiff angeheuert und war in der Zwischenzeit 3,14 mal um die Welt gefahren. Das fand er lustig. Er hatte in langweiligen Stunden an Bord ab und zu mit Distanzen und Seemeilen gerechnet und gespielt. Er hatte vieles gesehen, erlebt und überlebt. Er hatte sich an das Leben auf dem Schiff gewöhnt und nach dem ersten Jahr hatte sich das Gefühl, auf der Flucht zu sein gelegt. Mit gemischten Gefühlen sah er nun seine Heimat am Horizont auftauchen. Er musste nicht von Bord gehen. Er könnte einfach Unwohlsein vortäuschen, sich auf die Krankenstation legen und warten, bis das Schiff wieder ablegte. Er bereute plötzlich, nicht irgendwo in Europa von Bord gegangen zu sein. Nun war es zu spät. Zielstrebig steuerte das Schiff seinem Heimathafen zu. Erinnerungen suchten ihn heim, längst vergessen geglaubte Dinge krochen aus irgend einem düsteren Winkel seiner Seele und quälten ihn. Es gab kein Entkommen. Als das Schiff anlegte, fielen im Hafen Schüsse. Eine Polizeiauto näherte sich mit Blaulicht. Und pötzlich hatte er die Schnauze voll. So gestrichen voll. Irgendwie war alles wie immer. Er ging nach dem Löschen der Ladung von Bord und zur nächsten Polizeistation. Er sagte, was er zu sagen hatte. Er wurde nicht verhaftet und nicht eingesperrt. Er musste seine Aussage belegen und wollte dies mit dem Bild, das er damals hochgeladen hatte tun. Es war gelöscht. Die User-Seite war ebenfalls mit "out of projekt scope" gelöscht. Aber das dämliche Bild von ihm selbst und das Bild seines toten Freundes von dessen Userseite gab es noch. Irgend ein Idiot hatte es unter "Men with sunglasses", "Men smiling while standing und "Black and white portrait photographs of men at full length" einsortiert. Aber er hatte es auch in "Deaths from murder" und "2007 deaths" einsortiert. Manuelo wurde nicht in U-haft genommen. Nach einigen Stunden Wartezeit in einem kärglich eingerichteten Raum konnte er gehen. Nichts weiter geschah. Er machte sich mit dem Schiff und neuer Ladung auf zur nächsten Weltumrundung. Diesmal konnte er aussteigen wo er wollte.



Herzlich seid ihr eingeladen, diese Geschichte zu verbessern oder fortzuführen.
Ich weiss, sie entspricht weder NPOV noch Wiki-ist-kein-How-to, und auf Englisch ist sie auch nicht.
Natürlich ist sie frei erfunden und belegt ist sie auch ziemlich schlecht.... Wahr ist, dass es die genannten Kategorien gibt, den Chat und den lieben Menschen. Diese Geschichte widme ich Saibo. Der ist Schuld an allem *ggg. --AtelierMonpli (talk) 23:30, 23 August 2011 (UTC)

Anmerkungen[edit]

  1. Im Upload-log des Users geht es, wenn du pretty log in den Helferleineinstellungen aktiviert hast. Und natürlich in der Dateiliste des Users und in der Gallery (wenn sie denn mal wieder geht) --Saibo (Δ) 02:28, 24 August 2011 (UTC)



The Working Commoner's Barnstar
In appreciation of all your contributions. INeverCry 04:24, 2 October 2012 (UTC)